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unendliche Bewegungsmöglichkeiten oder die Bereitschaft zu lernen · · · >

Sicher stellt sich der eine oder andere die Frage, warum ich mir für diese Arbeit ausgerechnet Islandpferde ausgesucht habe. Nun, das ist ganz einfach: Eigentlich haben SIE mich ausgesucht. Selten habe ich es erlebt, dass ein Individuum alle Facetten des Pferdedaseins so (schonungslos!) offenbart wie ein Islandpferd und dies sowohl im körperlichen, geistigen, emotionalen als auch sozialen Bereich. Ihr sensibles Gleichgewichtssystem und ihre variable Gangveranlagung eröffnen unendliche Bewegungsmöglichkeiten – und wollte man jede davon benennen, bräuchte man mindestens so viele Wörter, wie sie die Inuit für Schnee kennen. Sie sind vom Wesen her noch sehr ursprünglich und leben durch die Möglichkeiten der Robustpferdehaltung in der Regel noch in stabilen sozialen Gefügen. Dabei zeigen sie sich in einem Moment mutig und unerschrocken, im nächsten reaktiv und fluchtbereit. Sie können von einer Sekunde zur nächsten stoisch oder hochsensibel sein, temperamentvoll oder phlegmatisch, zu Späßen aufgelegt oder in sich gekehrt... und manchmal sind sie alles gleichzeitig. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ein Pferd ist unabhängig von seiner Rassezugehörigkeit immer ein Pferd und damit trägt jedes Pferd dieses Potenzial in sich. Was ich sagen möchte ist nur, dass es mir Islandpferde in meiner Erfahrung am Wenigsten erlauben, in Kategorien zu denken oder nach bestimmten Schemata zu handeln. Sie verlangen mir vielmehr ein Höchstmaß an Flexibilität ab, kompensieren wenig und reagieren auf kleinste Veränderungen mit großer Wirkung. Damit erlauben sie es mir nicht, mich irgendwie »durchzumogeln« – vielmehr zwingen sie mich immer, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Gleichzeitig schulen sie aber auch meine Sensibilität und die Fähigkeit, diese Veränderungen oder feinen Variationen auch bei anderen Pferden wahrzunehmen, die sie vielleicht nicht so offensichtlich zur Schau stellen. Damit sind sie meine Universität, mein Lehrmeister und mein Lehrplan. Sie formulieren tagtäglich die Skala MEINER Ausbildung. Mein Ziel war und ist es also nicht, Islandpferde in den klassischen Dressurlektionen zu schulen – sondern vielmehr mich selbst, manchmal unter Zuhilfenahme der klassischen Dressurlektionen schulen zu lassen.

Wie gesagt ist dies für mich so. Ebenso haben Sie das Pferd, »das Sie verdienen«, sprich den Lehrmeister, der für Ihre Lektionen am besten geeignet ist. Alles, was sie für den Erfolg brauchen, ist Ihre Bereitschaft zu lernen.

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